FAQ: Wie ist das mit der Covid_19 Impfung?
„Muss ich mich als erwerbstätige Stillende gegen Covid_19 impfen lassen?“ oder „Kann ich mich trotz stillen impfen lassen?“ sind zwei Fragen, die uns in letzter Zeit häufiger erreichen.
Muss ich mich gegen Covid_19 impfen lassen?
Nein. Es besteht keine Impfpflicht. Es kann aber sein, dass du dann nicht auf deinem bisherigen Arbeitsplatz eingesetzt wirst, solange die Pandemie akut besteht und das Risiko einer Infektion gegeben ist. Die Entscheidung für oder gegen die Impfung ist also eine generelle Abwägung, die du für dich treffen musst. Eine Pflicht zur Begründung bei Ablehnung des Impfangebots besteht nicht. Du kannst, musst aber nicht auf das Stillen eingehen.
Unter Umständen ist die Akzeptanz einer Ablehnung größer, wenn du angibst noch zu stillen (bzw. dein Arbeitgeber das sowieso weiß). Wir haben allerdings auch Rückmeldungen erhalten, dass Stillende dann zum Abstillen aufgefordert wurden. Letzteres KANN der Arbeitgeber nicht verlangen.
Kann ich mich impfen lassen – obwohl ich stille?
Update September 2021: Die StiKo fasst eine allgemeingültige Empfehlung für Schwangere und Stillende ins Auge. Details kannst du hier nachlesen: Pressemitteilung RKI. Sobald die Empfehlung allgemeingültig ist, sollte es bei der Vereinbarung zum Impftermin keine Probleme mehr geben. Dann sind die unten stehenden Handlungsempfehlungen auch hoffentlich unnötig…
Es gibt derzeit keine offizielle Zulassung beziehungsweise eine allgemeingültige Empfehlung für Schwangere und Stillende. Grund: Bisherige Studien wurden nicht an Schwangeren/Stillenden durchgeführt. Das ist normal bei einer Impfstoffzulassung und ein absolut übliches Vorgehen.
Ich hatte wegen des Stillens um einen Arztgespräch gebeten, stillen ist keine Kontraindikation, laut Katalog. Schwanger hätten sie mich bei uns nicht mit AZ geimpft. Doch sowohl das Stillen als auch meine Allergien waren keine Kontraindikationen.
Anonym, selbstständige Kindertagespflegeperson
Aber: Das Stillen ist kein Hinderungsgrund! Empfohlen wird eine individuelle Risiko-Abwägung zusammen mit medizinischem Fachpersonal. Generell ist es also absolut möglich, sich stillend gegen Covid_19 impfen zu lassen. Good news für alle, die individuelle Risikofaktoren beachten müssen, insbesondere
- häufige Kontakte & große Kontaktgruppen ohne Einschränkungsmöglichkeiten (wie beispielsweise für Lehrerinnen, Erzieherinnen, Pflegerinnen, Ärztinnen….)
- nicht vermeidbare Exposition zu Infizierten/potenziell Infizierten (wie beispielsweise Ärztinnen und Pflegerinnen bzw. med. Fachkräfte im Krankenhaus, in Arztpraxen etc.)
- pflegende Tätigkeit für Angehörigen (wie Eltern/Großeltern oder pflegebedürftigen Kindern!)
- eigene Risikofaktoren (wie Diabetes, Bluthochdruck, starkes Übergewicht, vorhandene Stoffwechsel- und Herzkreislauferkrankungen etc.)
Als Mutter eines kleinen Stillkindes in Prio 1: Impfung mit AZ war kein Problem. Haben über Stiko und RKI-Empfehlungen gesprochen, ich habe erwähnt, dass der Kinderarzt das gut findet.
Linda, Notfallsanitäterin
Wenn du dich impfen willst und dein AG nichts vom Stillen weiß (und auch nichts wissen soll)
Es besteht keine Verpflichtung, das Stillen im Anamnesebogen anzugeben, wenn sich daraus Nachteile für dich bzw. gegenüber deinem AG ergeben könnten. Sobald Betriebsärzte impfen dürfen oder du im Krankenhaus (als AG) von hauseigenem Personal geimpft wirst, kann das ein relevanter Faktor sein, an den du denken solltest.
Ich Stille meinen Sohn 16 Monate noch und bin geimpft. Hab auf die Frage nach Schwangerschaft und Stillzeit immer brav mit „ich bin nicht schwanger“ geantwortet. Nachgefragt hat dann keiner
Jana, Gymnasiallehrerin
Wichtig: Entscheiden sich Stillende generell dazu, bei Medikamenten und/oder Impfungen das Stillen nicht anzugeben, fehlen uns als Gesellschaft langfristig wichtige Daten zur Verträglichkeit bzw. zu entstehenden Risiken. Wenn du das Stilen angeben kannst (und diskutieren/nachhaken oder Behandlung einfordern kannst), wäre das immer die bessere Lösung. Erfahrungsgemäß ist das aber nicht immer möglich oder übersteigt die individuellen Kapazitäten der Stillenden. Du kannst das für dich und deine Situation am besten einschätzen.
Einige Stillende entscheiden sich nach Abwägung dazu, generell nichts mehr zum Stillen zu sagen.
Ich habe das Stillen nicht angegeben. Genauso wie ich es beim Blutspenden nach Absprache mit der Ärztin nicht mehr angebe.
Cate
Das betrifft vor allem Mütter, die über den ersten Geburtstag hinaus stillen beziehungsweise wenn es für die Erwerbsarbeit überhaupt keine Rolle spielt (= kaum/kein Gefährdungspotenzial durch die Tätigkeit).
Ich habs nicht angegeben und mich freitag impfen lassen (moderna) stillkind ist zwei und stillt vlt 1-4x tgl….
Anonym
Wenn du dich impfen willst
Ich wurde auf Grund meines Berufes auch gerade am Freitag geimpft. Baby ist knapp 9 Monate alt. Mir ging es mega mies, aber das Baby ist weiterhin fröhlich, fit und ausgeglichen . Ich habe es vorher mit Kinderarzt, Hausarzt und dann dem Impfarzt besprochen und von allen ein klares Pro-Impfung bekommen. Wobei der Impf-Aufklärungsarzt erst Mal nachlesen musste. Ich sei die erste Stillende im Impfzentrum gewesen für ihn
Anna, Diplom Psychologin
Wenn dein AG über das Stillen informiert ist und du im Impfzentrum (oder bei deinem AG) einen Termin erhalten hast, kannst du generell zur Vorbereitung:
- bestehende Empfehlungen und Stellungnahmen in Papierform (!) ausgedruckt mitnehmen; insbesondere die DGGG oder ÖGGG im deutschsprachigen Raum; WHO für med. Personal; ABM zur möglicherweise sogar positiven Weitergabe von Antikörpern insbesondere bei jüngeren Stillkindern
- Kontaktinformationen von Embryotox parat halten; med. Fachpersonal kann sich dort rechtssichere und verlässliche Informationen zu Medikamenten und Therapien in Schwangerschaft und Stillzeit einholen (JA, auch wenn im Beipackzettel was anderes steht!)
- schriftliches (!) Statement von Hausarzt/Hausärztin oder weiterem Facharzt/Fachärztin zur Notwendigkeit der Impfung ausstellen lassen; dabei sollte die individuelle Risikoabwägung zusammen mit Stillkind-Alter, Risiko-Exposition durch den Beruf und/oder das persönliche Risiko eines schweren Verlaufs abgewogen werden – entsprechend der Empfehlung durch med. Fachpersonal
Der letzte Punkt ist je nach Bundesland (Deutschland) bereits für die Registrierung zur Impfterminvergabe notwendig. Wenn sich dein regulärer Hausarzt/die Hausärztin weigert, eine ordentliche Abwägung vorzunehmen, hilft oft nur die Suche nach einer anderen, besser informierten Stelle. Stillfreundlich orientierte Hebammen und Stillberaterinnen vor Ort können dir auf Nachfrage oft geeignete Praxen nennen.
Ich wurde gar nicht gefragt, ob ich stille. Es wurden ein paar Krankheiten abgefragt und ob ich schwanger sein könnte. Hatte aber im Vorfeld bereits für mich beschlossen, das Stillen zu verschweigen sollte ich gefragt werden. Mein Stillkind ist 3,5 Jahre alt und meine Impfung fast 48 Stunden her. Wir haben es beide gut verkraftet
Lisa, Mitarbeiterin im Gesundheitsamt
Der Impfarzt/die Impfärztin weigert sich – und jetzt?
Tja. Eine gute Vorbereitung zahlt sich auf jeden Fall aus, dann stehst du im ersten Moment nicht sprachlos da.
Gerade am Freitag 2. Dosis bekommen. Stillkind ist 3,5 Jahre. Im Aufklärungsbogen von Biontech steht sogar drin, dass Stillen keine Kontraindikation ist. Das habe ich dem Impfarzt gezeigt, als er nicht impfen wollte.
Kati, Qualitätsbeauftragte in der Pflege
Habe heute vormittag meine erste Impfung bekommen. Als das Stillen zur Sprache kam, sagte die Ärztin dass Stillende nicht geimpft werden. Ich erwiderte, dass ich mich ausführlich informiert habe, und Stillen kein Hinderungsgrund ist. Die Ärztin sagte, dass sie persönlich haftbar gemacht werden kann, wenn dem Kind was passiert. Ich sagte, ich lasse mich auf eigene Verantwortung impfen. Sie hat dann den leitenden Arzt dazu geholt und ich habe meine Argumente wiederholt. Habe auch gesagt, dass mein Kleiner nächsten Monat zwei wird und nicht mehr soooo sehr auf Muttermilch angewiesen ist. Haben uns dann darauf geeinigt, dass ich die Möglichkeit habe abzustillen oder eine dreitägige Stillpause einzulegen.Und was ist das erste Wort, kaum dass ich zur Tür reingekommen bin: NUCKELN!
Katrin, (Senioren-)Tagespflege
Wenn du diskutieren kannst (also es in der Situation schaffst zu diskutieren/argumentieren):
- Besteh auf einem Anruf bei Embryotox und lass den Impfarzt/die Impfärztin das Feedback direkt über diese höhere Institution erhalten.
- Lass dir schriftlich bestätigen, dass die Impfung trotz bestehender Risikoabwägung verweigert wird (und melde das ggf. an höhere Aufsichtsstellen weiter).
ODER - Vereinbare einen neuen Impftermin sobald möglich, ggf. bei anderem Impfzentrum/anderer Impfstelle (und verschweige gegebenenfalls das Stillen).
Ich wurde am 3.1. geimpft. Damals hieß es noch, nicht für Stillende. War eine kleine Diskussion mit dem Arzt, der meinte dann ich soll abstillen, weil 2,5 jährige nicht mehr stillen sollen/müssen…. Hab ich nicht gemacht. Hatte mir auch überlegt, es nicht anzugeben. Fühlte sich aber falsch an.
Petra, Heilerziehungspflegerin
Aktuell sind nicht viele andere Handlungsoptionen möglich. Schau, was für dich machbar ist. Hol dir Rückendeckung durch Arbeitsmediziner, deine stillfreundliche Hausarzt-/Frauenarztpraxis etc.
Zwei meiner Beratungsmüttern mit Stillkindern >15 Monate wurde als med. Fachkräften beim 1. Termin die Impfung verweigert, weil sie angegeben haben, dass sie stillen . Beide haben nochmal einen Termin vereinbart und es dann verheimlicht.
Erfahrung einer Stillberaterin
Covid_19 Impfung erhalten! Und Jetzt?
Die Impfreaktion im Anschluss fällt von Mensch zu Mensch unterschiedlich aus. Es kann sein, dass der geimpfte Arm heiß wird oder berühungsempfindlich; du Schüttelfrost oder „nur“ erhöhte Temperatur bekommst. Im Pflege- und Klinikbereich wird inzwischen häufig mit einer Ausfallquote nach Impfung geplant; ein Krankheitstag ist also (meistens) kein Problem.
- Leg dein Stillkind wie gewohnt an. Denk daran, dass sich Stress (Diskussionen im Impfzentrum, eventuell Sorge wegen der Impfung an und für sich) auf den Milchspendereflex auswirken kann. Versuch dich soweit wie möglich zu entspannen und den Kopf freizumachen.
- Wenn du ausschließlich abpumpst, kannst du am Impftag beziehungsweise am folgenden Tag die Pumpfrequenz etwas reduzieren – achte aber zusätzlich auf Milchstau-Anzeichen. Die Verarbeitung der Impfung und das Abpumpen kann (muss aber nicht!) herausfordernd sein. Du kannst dein Pumpvolumen wieder steigern, wenn die Impfreaktion am nächsten Tag abgeklungen ist.
Wichtig: Stillfreundliche Schmerz-/fiebersenkende Medikamente können hilfreich sein. Bitte besprich das mit deinem med. Fachpersonal! Wenn du kannst, ruh dich aus und lass dein Stillkind von jemand anderem vorrangig betreuen (Partner? eventuell Großeltern, falls das mit Covid_19-Kontaktbeschränkungen vereinbar ist?). In derRegel sind die Reaktionen nach einem, maximal zwei Tagen überstanden.
Beim Arzt Gespräch wurde mir außerdem geraten, dass ich abends auch symptomlos schon beginnen soll Paracetamol zu nehmen. Das habe ich dann durchgeführt. Habe gegen 17 Uhr die erste genommen und dann konsequent alle vier Stunden bis am nächsten Tag Mittag und hatte keinerlei Reaktionen auf die Impfung
Anonym, selbstständige Kindertagespflegeperson
Muss ich eine Stillpause einhalten?
Ich wurde auf Grund meines Jobs geimpft. Ich stille noch voll. Ich hab sogar während des Impfens gestillt, weil die kleine Hunger hatte.
Sandra, Sozialarbeiterin in der Psychiatrie
Nach bisherigem Stand ist keine Stillpause einzuhalten. Die DGGG schlägt vor, dass nur bei individuellem Sicherheitsbedürfnis eine Stillpause durchgeführt werden sollte. Sprich: Wenn dein Stillkind schon älter ist und du das Gefühl hast, einige Stunden Stillpause wären sinnvoll, mach das.
Generell ist keine Stillpause nötig – nach der Impfung abgepumpte Milch muss nicht verworfen werden!
Lesetipps & Hilfestellungen
- Umfangreiche Betrachtung der Impfung für Stillende bei unserer Kollegin Tabea: Corona-Impfung in der Stillzeit
- Erklärung zur Funktionsweise der Impfverfahren durch Chemikerin & Wissenschaftsjournalistin Mai: 7 kritische Fragen zur Impfung
- Deutsche Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie: Stellungnahme
- WHO: Statement zu Pfizer-Impfstoff
Markante Zitate aus den nationalen und internationalen Stellungnahmen zum Thema Stillen & Covid_19-Impfung (Links zu den zitierten Stellungnahmen sind dort im Beitrag hinterlegt):
Stillberaterin seit 2010, Mutter von 2 Kindern; Selbstständig. Hat insgesamt 5 Jahre stillend gearbeitet.
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